
In einem Bericht der NZZ werden die kürzlich erschiene Studie ‚Die Zukunft des Pflegeheimmarktes‘ und die damit verbundenen Herausforderungen für die Gesellschaft diskutiert. Im Vordergrund stehen die Probleme, die entstehen, weil die anzahlmässig starken Generationen der Babyboomer ins Seniorenalter kommen und erst noch eine längere Lebenserwartung haben als die heutigen Altersgenerationen.
Die Zahl der über 80jährigen von heute rund 40 000 wird bis zum Jahr 2040 auf das Doppelte ansteigen. Und schon zwischen 1995 und 2012 stieg der Aufwand für Alterspflege jährlich um 4,6%. Zusätzlich ist auch mit einer Zunahme der Kosten aufgrund einer immer besseren und teureren Qualität der Pflege etwa bei Demenzerkrankungen zu rechnen. Sowohl ein Fachkräftemangel für die Pflege wie eine starke finanzielle Belastung, insbesondere der Kantone, sind schon heute klar abzusehen.
Diese demographische Entwicklung ist aber nicht nur ein Problem für die Gesellschaft als Ganzes, sondern auch ein strategischer Issue für viele Unternehmungen, Verwaltungen und öffentlichen Betriebe. Eine umfassende Studie des Careum zum Thema Work and Care bringt es auf den Punkt: Rund die Hälfte der Bevölkerung ist irgendwann im Verlaufe des Berufslebens im Privatbereich mit Pflegeaufgaben konfrontiert. Eine Herausforderung für die Unternehmungen ist daher, dass immer mehr Mitarbeitende neben dem anspruchsvollen Beruf in ihrem privaten Umfeld mit Betreuungsproblemen von Angehörigen belastet oder gar überlastet sein werden. Sie haben nicht nur “Child-Care” sondern immer häufiger auch “Elder-Care” zu bewältigen. Dies künftig umso mehr, als die Angebote der Pflegeheime und Spitexorganisationen der rasch wachsenden Zahl der pflegebedürftigen Babyboomers nicht gewachsen sein werden. Mitarbeitende in den Unternehmungen geraten dabei in ein belastendes Spannungsverhältnis zwischen Beruf und Privatleben bzw. privater Pflegepflicht. Das wirkt sich auf ihre Leistung am Arbeitsplatz aus und kann auch zu häufigeren Absenzen führen.
Um das zu vermeiden, sollten die Unternehmungen künftig vermehrt flexible Arbeitsmodelle und Coachingkapazitäten zur Verfügung stellen, damit ihre Mitarbeitenden in schwierigen Lagen genügend Unterstützung bekommen. Eine Chance für die Unternehmung eröffnet sich aber zuweilen auch, weil Mitarbeitende, die Erfahrung bei der Betreuung älterer Menschen haben, Produkte und Dienstleistungen entwickeln und anbieten können, die für diese stark wachsende Kundengruppe besonders geeignet sind. Der Miteinbezug der Aspekte der „Elder-Care“ ins Arbeitsleben ist also nicht nur als Goodwillaktion gegenüber den Mitarbeitenden zu verstehen. Er kann auch Bedeutung für das Geschäftsmodell haben.