Unternehmensverantwortung im Trump-Zeitalter

Der unberechenbare US-Präsident Donald Trump hält nicht nur die Zivilgesellschaften rund um den Globus in Atem, sondern irritiert auch zusehends Unternehmen und ihre CEOs. Der Ausstieg aus dem Klimavertrag, der anhaltende Versuch, den sogenannten „Muslim-Ban“ durchzusetzen und die allmähliche Konkretisierung der Pläne für die „Trump-Mauer“ an der Grenze zu Mexiko haben auch die Unternehmenswelt aufgerüttelt. Unternehmen wie Nike, Starbucks oder Microsoft nahmen öffentlich kritisch Stellung und kündigten gezielte Gegenmassnahmen an – zum Beispiel, dass sie trotz des Ausstiegs aus dem Pariser Abkommen die restriktiven Emissionsstandards der Obama-Ära einhalten wollen.
Diese politische Haltung der Unternehmen hat verschiedentlich Debatten über die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen ausgelöst, die jedoch entlang der altbekannten Linien geführt werden:
Das eine Lager folgt blindlings Milton Friedmans Doktrin, die besagt, dass die Gewinnmaximierung die einzige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehme sei. Das andere Lager redet moralingesäuert Unternehmern ins Gewissen und fordert die Einsicht, dass Unternehmen freiwillig ein gesellschaftliches Engagement, das über die gesetzlichen Pflichten hinaus geht, eingehen sollen.
Dieser festgefahrenen öffentlichen Debatte hat kürzlich Andy Crane eine neue Perspektive eröffnet. Crane, ein bedeutender Forscher im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR), bemerkt in einem sehr lesenswerten Blogbeitrag, dass diese politischen Aktivitäten der US-amerikanischen Grossunternehmen kein Anzeichen einer neuen Art von Unternehmensverantwortung seien. Im Gegenteil: Die Reaktionen der Unternehmen auf Trumps unerhörte Provokationen machen nur sichtbar, was die CSR-Forschung schon lange verargumentiert. Unternehmen sind keine rein ökonomischen Werkzeuge der Gesellschaft, sondern sie formen als politische Akteure die Gesellschaft mit. Sei es mittels öffentlich wirksamen, politischen Stellungnahmen oder versteckt agierendem Lobbying. Es wird Zeit, diese empirische Realität in der Debatte über Unternehmensverantwortung anzuerkennen.

Christian Stutz

Veröffentlicht von

Christian Stutz hat einen Lizentiatsstudiumsabschluss in Allgemeiner Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Wirtschafts- und Sozialgeschichte von der Universität Zürich. Momentan beschäftigt er sich intensiv mit methodologischen Problemstellungen in der qualitativen Forschung. Darüber hinaus interessiert er sich für Fragestellungen der Stakeholder Theorie sowie der Corporate Social Responsibility (CSR).

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