Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Beziehung zwischen Arbeitnehmern und Unternehmen?

Die Digitalisierung verändert viele Berufe, gefragte Kompetenzen und den gesamten Arbeitsmarkt. Wie gestalten sich die Auswirkungen der digitalen Transformation, insbesondere in Bezug auf die Beziehung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern beziehungsweise Unternehmen? Dieser Frage sind neun Masterstudierende der Universität Zürich in einem Forschungsprojekt im Rahmen des Seminars „Business & Society“ nachgegangen. Betreut wurden die Studierenden durch Sybille Sachs und Daniel Laude vom Institut für Strategisches Management: Stakeholder View.

Das Seminar „Business & Society“ behandelt in jedem Jahr ein aktuelles Thema an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Gesellschaft und vermittelt den Studierenden hierbei qualitative Forschungsmethoden in einem praxisorientierten Setting. Die Studierenden führen Interviews mit Experten aus der Praxis, transkribieren, codieren und werten die Interviewdaten am Ende aus. Für die Fragestellung über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber standen den Studierenden acht Personal- und Digitalisierungsexperten aus grossen, namhaften Firmen aus der Schweiz zur Verfügung.

Mehr Flexibilität und Vertrauen gefragt

Aus den Interviews haben sich mehrere Themen und Erkenntnisse ergeben. Eine der zentralen Aussagen war, dass die digitale Transformation sowohl den Arbeitnehmern als auch den Unternehmen mehr Flexibilität in deren Beziehung abverlangt. Von Arbeitnehmern wird eine erhöhte Wandlungsbereitschaft erwartet: Sie müssen immer öfter auf neue Technologien und Tools umsteigen und diese erlernen. Gleichzeitig verlangen Arbeitnehmer von Unternehmen mehr räumliche und organisatorische Flexibilität, die zum Beispiel durch Mittel der virtuellen Zusammenarbeit ermöglicht wird.

Als weiterer, wichtiger Aspekt beeinflusst die digitale Transformation ebenfalls das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgeber. So stehen Unternehmen mehr Daten ihrer Mitarbeitenden denn je zur Verfügung (Stichwort „Big Data“): Was hat der Angestellte wann, wo und an welchem digitalen Endgerät im Unternehmen gemacht? Diese Veränderung erfordert vom Arbeitnehmer das Vertrauen, dass diese Daten nicht ausgenutzt werden. Zeitgleich nimmt eine wichtige Determinante bei der Vertrauensbildung durch die vermehrt virtuelle Zusammenarbeit ab: der zwischenmenschliche, persönliche Kontakt („face to face“). Es ergibt sich folglich ein potentielles Dilemma zwischen der zunehmenden Bedeutung von Vertrauen und einer erschwerten Entstehung von Vertrauen.

Gleichbleibende Generalkompetenzen, sich verändernde Spezialkompetenzen

Schliesslich bekräftigen einige Erkenntnisse aus den Interviews ebenfalls die Resultate einer Studie unseres Instituts. Zum Beispiel zeigt sich zum wiederholten Mal, dass eine ungleiche Entwicklung bei verschiedenen Arten von Kompetenzen zu erwarten ist. Während sich Spezial- beziehungsweise Fachkompetenzen durch neue Technologien und Produkte merklich verändern, bleiben generelle Kompetenzen wie Reflexions- und Koordinationsfähigkeit grösstenteils durch die digitale Transformation unbeeinflusst.

Konklusion aus der Stakeholder-View

Wie diese und auch andere Untersuchungen gezeigt haben, sind die Auswirkungen der Digitalisierung auf Unternehmen und ihre Stakeholder mannigfaltig. Sei es in der Beziehung zu den von mir bereits beschriebenen Kunden, in dem vorliegenden Fall zu Mitarbeitenden oder zu anderen Stakeholdern. Auch wenn über die konkreten Auswirkungen der Digitalisierung in der gesellschaftlichen Diskussion nicht immer Konsens herrscht, so scheint jedoch sicher, dass die digitale Transformation die Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Stakeholdern fundamental verändern wird.

Daniel Laude

Veröffentlicht von

Daniel Laude hat „Außenwirtschaft / Internationales Management“ (Bachelor of Arts) an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und im „Master in Management“ (Master of Science) an der Universität Mannheim studiert. Seine akademische Laufbahn umfasste ausserdem bisher Auslandsaufenthalte in Bangkok und St. Gallen. Daniel absolviert seit 2015 ein Doktorat an der Universität St. Gallen zum Thema "Stakeholder-Vertrauen".

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