Wie die Digitalisierung mit der PISA Studie zusammenhängt

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Ich bin Mitautorin der kürzlich erschienen Studie „Digitalisierung und die Zukunft kaufmännischer Berufsbilder“. Das Medienecho war ziemlich überwältigend. Mindestens so aufschlussreich waren aber auch die Beiträge in den Kommentarspalten der Medienartikel. Was die Studie mit dem PISA Test zu tun hat, lesen Sie in diesem Blogbeitrag. In unserer Studie geht es darum, wie die Arbeit eines KV-Absolventen in Zukunft aussehen könnte. Diese Frage interessierte den Kaufmännischen Verband (KV), gerade weil dieses Jahr ein Aufschrei durch die Medien ging, dass viele Bürotätigkeiten künftig von digitalen „Robotern“ erledigt werden könnten. Wir haben dafür mit Experten aus den Bereichen Bildung und Digitalisierung gesprochen.

Automatisierung

Digitalisierung bedeutet einerseits, dass Arbeiten durch Computer automatisch abgewickelt werden könnten. Ein Beispiel dafür ist das E-Banking. Da hat es bereits einen ersten Digitalisierungsschritt gegeben – es könnten aber noch weitere folgen. Man begleicht nicht wie früher einen Einzahlungsschein in der Poststelle, sondern man macht dies online. Ein weiterer Digitalisierungsschritt könnte sein, dass beim (physischen) Einkaufen alles automatisch abgebucht wird. In diese Kategorie gehört auch die Idee von Amazon, dass man in einem Laden gar nicht mehr durch eine Kasse durchzugehen braucht, sondern, dass alles was man aus dem Regal nimmt, automatisch von seinem Konto abgezogen wird. Automatisierungen werden in praktisch allen Bereichen Veränderungen mit sich bringen (wie Buchhaltung, Personalwesen, Marketing & Werbung etc.)

Wirtschaft und Anforderungen werden sich grundlegend ändern

Andererseits bedeutet Digitalisierung auch mehr als nur Automatisierung. Die Wirtschaft wird sich grundlegend verändern – und zwar rasant, sagen die Experten. Unternehmen könnten in Zukunft «zusammengewürfelte» Arbeitnehmende sein, die für ein Projekt zusammen kommen und nach Abschluss sich dann für ein neues Projekt mit anderen Menschen zusammensetzen. Weil die Digitalisierung alles beschleunigt, müssen die Wirtschaft und alle daran Beteiligten (also wir ALLE!) schnell und agil handeln können. Dies erfordert vom Arbeitnehmenden viel Flexibilität, Selbstsicherheit und Einfühlungsvermögen. Da KV- Jobs auch viele Routinearbeiten enthalten, die möglicherweise schon bald von einem Computer übernommen werden können, muss die Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich auf diese Zukunft ausgerichtet werden.

Bildungsverantwortliche können Gegensteuer geben

Auf den Artikel zu dieser Studie haben auf Tagesanzeiger.ch viele Leser mit Kommentaren reagiert, wobei es im Artikel auch noch um eine verwandte Studie zum Thema Offshoring ging. Viele Leser zeigten sich besorgt und etwas resigniert. Das Vertrauen zu den „Managern“ scheint nicht sehr gross. Ein Leser schreibt darüber „die Gier frisst das Hirn“. Sogar das Vertrauen zur zukünftigen Generation ist gedämpft („Schlechte oder keine Erziehung, überhebliches Selbstvertrauen bis zu mangelnder Empathie.“). Ich denke, dass genau hier die Bildungsverantwortlichen einen Unterschied machen könnten und zwar zweierlei. Es ist entscheidend, was im Wirtschaftsunterricht gelehrt wird, denn das beeinflusst die Werte und das Verhalten der (zukünftigen) Manager. Lehrt man, dass es in der Wirtschaft nur um Profit geht, werden sich die Wirtschaftsverantwortlichen später auch so verhalten. Lernen die zukünftigen Wirtschaftler, dass es (auch) darum geht, soziale und ökologische Probleme zu lösen, werden sie eher auch das im Kopf haben, wenn sie z.B. mal eine Firma gründen, bzw. ein Projekt in die Hand nehmen.
Es ist ausserdem aber auch sehr wichtig, was in der Schule und der Weiterbildung trainiert wird. Ist es nur Mathe und Physik? Oder auch respektvollen Umgang mit Anderen, Einfühlungsvermögen und (realistisches) Selbstvertrauen? Schaut man sich den PISA- Test an, geht es momentan noch in die falsche Richtung. Denn super zu sein in Mathe, Lesen und Naturwissenchaften nützt einem in dieser komplexen, schnell verändernden Wirtschaft nur bedingt etwas.
In der Bildung sehe ich die Wurzeln für eine positive Veränderung! Dies bedeutet aber auch, dass sich jeder und jede hinterfragen muss, ob die momentanen Fähigkeiten für diese dynamische und sich verändernde Wirtschaft genügen, oder ob eine Weiterbildung das nötige Rüstzeug bieten könnte.

Konklusion aus der Stakeholder View:

  • Wirtschaft ist nicht wertefrei: Jede Wirtschaftstheorie ist normativ, denn sie beantwortet die Frage «was soll die Wirtschaft leisten?» Die Stakeholdertheorie besagt, dass die Wirtschaft alle relevanten Stakeholder miteinbeziehen soll.
  • Für einen solch komplexen Sachverhalt müssen alle involvierten Stakeholder betrachtet werden. In diesem Blogbeitrag wurde insbesondere die Rolle der Bildung betrachtet.
Vanessa McSorley

Veröffentlicht von

Vanessa McSorley hat ein Lizentiatsabschluss (Masterabschluss) der Psychologie von der Universtität Zürich. Als Nebenfächer belegte sie BWL und Wirtschaftsgeschichte. Vanessa interessiert sich besonders für die Normative Stakeholdertheorie und für positive Psychologie im Unternehmenskontext. Daneben forscht Vanessa zum Thema Strategisches Managment und Stakeholdertheorie und unterrichtet gelegentlich Wissenschaftliches Arbeiten an der HWZ. Neben der Forschung geniesst es Vanessa in der Natur zu sein, insbesondere der Wald und die Berge sind bevorzugte Aufenthaltsorte. Wandern mit Freunden, Training mit dem Hund und verschiedene Sportarten sind Aktvitäten, die sie liebt. Vanessa arbeitet seit Anfang 2013 an der HWZ.

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